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Cloud Computing-Trends 2022


Die Cloud-Branche ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass eine Vernachlässigung der Lock-in-Effekte und der Deregulierung sowohl vom Standpunkt des Verbraucherschutzes als auch vom rechtlichen Standpunkt aus nicht mehr zulässig ist
Kündigungsgebühren, die Cloud-Anbieter Kunden ihren Kunden beim Verlassen ihrer Dienste in Rechnung stellen, sowie Cloud-Gutschriften waren in letzter Zeit ein großer Streitpunkt in der Cloud-Industrie


Cloud Computing hat sich zu einer extrem vielfältigen Technologie entwickelt. Es ist schwierig, auf einem derart unübersichtlichen Markt die wichtigsten Trends zu identifizieren. Der europäische Multi-Cloud-Provider Scaleway hat sich trotzdem an die Aufgabe gemacht und die wesentlichen Trends für 2022 identifiziert. Cloud-Nutzer werden demnach neue Faktoren für ihre Cloud Computing-Dienste berücksichtigen: Souveränität, Datenschutz, Wahlfreiheit und Umweltfreundlichkeit.

Innovationen

1. Multi-Cloud bleibt populär
Multi-Cloud, also die Nutzung mehrerer Cloud Computing-Anbieter, wird im Jahr 2022 an Bedeutung gewinnen. Kunden sind sich zunehmend der Risiken bewusst, die eine Festlegung auf nur einen Anbieter mit sich bringt, wie der Ausfall bei AWS bewiesen hat. Der Multi-Coud-Trend wird daher zu einer größeren Auswahl, Preisarbitrage und Risikomanagement führen, sowohl in geopolitischer Hinsicht als auch in Bezug auf die Ausfallsicherheit. Ein Multi-Cloud-Ansatz hilft, die Geschäftskontinuität zu gewährleisten und Kosten zu senken.

2. Nutzer wollen sich so wenig wie möglich mit Servern befassen
Die Einführung moderner Cloud-Architekturen wird sowohl auf Containerseite, insbesondere mit Kubernetes, als auch auf Serverless-Seite weiterhin zügig voranschreiten. Laut Gartner Studie "Kubernetes und der Kampf um Cloud-native Infrastrukturen" werden 85 Prozent der Unternehmen bis 2025 Container im Produktivbetrieb einsetzen, während es im Jahr 2020 noch weniger als 30 Prozent waren. Das starke Wachstum deutet auf eine erhöhte Nachfrage nach Skalierbarkeit und Flexibilität der Architektur hin. Geringere Kosten und eine Simplifizierung der Anwendung ermöglichen nicht nur eine effizientere Nutzung von Ressourcen, sondern erlauben ein effizienteres Arbeiten, da weniger Zeit für die Verwaltung von Technologie aufgewendet werden muss.

3. Cloud-Architektur wird zunehmend modular
Da sich technologische Anforderungen ständig weiterentwickeln und neue Anwendungen benötigt werden, muss die Cloud-Architektur zunehmend modular aufgebaut werden. Zum einen, um zukünftige Anwendungen zu unterstützen, zum anderen, damit die Produkt-Ökosysteme gut zusammenarbeiten. Dies wird besonders deutlich, wenn sich neue Technologien durchsetzen, was sich auch in der prognostizierten Verdreifachung des Marktvolumens für Cloud-Microservices zwischen 2020 und 2026 widerspiegelt.

Die Agilität, Skalierbarkeit und Effizienz der Microservice-Architektur sind zu bedeutend, um ignoriert zu werden. Daher gehen wir davon aus, dass sich die Vorhersage der IDC aus dem Jahr 2018, wonach 90 Prozent der Anwendungen bis 2022 eine Microservice-Architektur aufweisen werden, in diesem Jahr tatsächlich bewahrheiten wird. Um modulare Container- oder Serverless-Architekturen aufzubauen, wird ein zusätzlicher Fokus auf die Verbindung von "Glue"-Produkten, wie Messaging & Queueing oder Observability, gelegt.

4. KI und Robotik werden in der medizinischen Forschung ein enormes Potenzial entfalten…
…und somit das Gesundheitswesen und andere Branchen nachhaltig verändern. Um das Potenzial zu realisieren, wird ein verstärkter Rückgriff auf zentralisierte und Edge-Cloud-Lösungen erforderlich, da der Einsatz lokaler Server für ressourcenintensive Forschung einen zu hohen Kostenfaktor bedeutet. Cloud-Anbieter werden sich dieser Herausforderung stellen müssen, indem sie zunehmend energieeffiziente Lösungen anbieten.

5. Open Source als großer Wegbereiter
Open Source ist die ideale Lösung für die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen. Da sich die Software-Gemeinschaft zunehmend von proprietären und patentierten Produkten entfernt, wird die Schwelle für die Nutzung fortschrittlicher Technologien erheblich gesenkt. So öffnen sich die Türen für Einzelpersonen und Organisationen mit weniger Ressourcen - seien es Start-ups, Scale-ups, gemeinnützige Organisationen, Organisationen aus Entwicklungsländern und andere. Es bleibt jedoch die Frage: Wer zahlt für qualitativ hochwertige Open-Source-Produkte? Wer kontrolliert sie wirklich?

Arbeit im Tech-Bereich

6. Entwickler brauchen Benutzerfreundlichkeit
Die neue Generation von Programmierern erwartet im von ihren beruflich genutzten Tools dieselbe Benutzerfreundlichkeit, die sie von privaten Anwendungen kennt. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt werden, gilt es, diese neuen Lösungen möglichst schnell bereitzustellen. Auch darüber hinaus werden sich die Arbeitsumgebungen weiter entwickeln und asynchrones sowie Arbeiten im Homeoffice und unterwegs ermöglichen.

7. Passend zum Lebensentwurf
Junge Berufstätige versuchen, ihre persönlichen Werte mit ihrem Konsum, der Arbeit und ihren Freizeittätigkeiten in Einklang zu bringen. Regionalität und Nachhaltigkeit sind für Arbeitnehmer genauso wichtig wie für Verbraucher allgemein. Laut Statista ist es für mehr als 56 Prozent der deutschen Arbeitnehmer wichtig, dass ihr Arbeitgeber klimaneutral bzw. nachhaltig ist. In dieser Hinsicht Verantwortung zu übernehmen, wird für Unternehmen 2022 daher zur geschäftlichen Notwendigkeit.

Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit

8. In Rechenzentren wird es heiß
Der übermäßige Energie- und Wasserverbrauch vieler Rechenzentren rückt zunehmend ins Licht der Öffentlichkeit. Die wachsende Transparenz sowie der Druck von Verbrauchern und Institutionen werden auch diejenigen Unternehmen zum nachhaltigen Handeln zwingen, die es bisher aufgrund kurzfristiger finanzieller Gewinne vermieden haben. Die Nachhaltigkeitsdiskussion wird sich auch um den Code drehen. Technologien wie Serverless sind die klimaschonende Wahl in puncto Verbrauch, da sie nur dann arbeiten - und somit Energie verbrauchen -, wenn sie benötigt werden.

9. Kündigungsgebühren und Cloud-Gutschriften werden angefochten
Kündigungsgebühren, die Cloud-Anbieter Kunden ihren Kunden beim Verlassen ihrer Dienste in Rechnung stellen, sowie Cloud-Gutschriften waren in letzter Zeit ein großer Streitpunkt in der Cloud-Industrie. Die Branche ist inzwischen so weit vorangeschritten, dass eine Vernachlässigung der Lock-in-Effekte und der Deregulierung sowohl vom Standpunkt des Verbraucherschutzes als auch vom rechtlichen Standpunkt aus nicht mehr zulässig ist. 2022 werden die Kartellbehörden aktiv, um die Grundlagen für eine Regulierung oder Abschaffung zu erstellen.

10. Die EU wird die Wettbewerbsbedingungen umgestalten
Führende Märkte (wie die USA und China) verfolgen eine asymmetrische öffentliche Beschaffungspolitik, die ihre lokalen Cloud Service Provider begünstigt und europäischen Pendants im globalen Wettbewerb benachteiligt. Die Europäische Union wird eingreifen, um die Wettbewerbsbedingungen wieder auszugleichen, was auf zwei Arten geschehen soll:
>> Regulierung der digitalen "Gatekeeper" durch den Digital Markets Act und den Data Act
>> Umsetzung einer Cloud-Industriepolitik auf Grundlage gleicher Wettbewerbsbedingungen, Software-Souveränität und einem neuen Buy European Tech Act. Das wird (hoffentlich) nationale Cloud-Strategien in dieselbe Richtung anregen.

11. Startups und Scale-ups werden ihre Cloudprovider anhand ihrer Datenschutzrichtlinien auswählen
Die Kriterien bei der Wahl eines Cloud-Anbieters gehen über das reine Preis-Leistungs-Verhältnis hinaus. Technologische Wahlmöglichkeiten, Unabhängigkeit und Ausfallsicherheit werden zu Schlüsselkomponenten einer echten Risikomanagementstrategie, insbesondere für Scale-ups.

Jenseits von 2022
Einige weitere Trends, die die digitale Landschaft grundlegend umgestalten werden:

Der weltweite Umsatz der Cloud-Branche übertrifft den Umsatz der Telekommunikation: IDC prognostiziert, dass das Public-Cloud-Segment bis 2025 um 21 Prozent wachsen und einen Umsatz von 809 Milliarden US-Dollar erreichen wird. Wenn das Wachstum anhält - und wir glauben, dass dies der Fall sein wird -, dürfte der Cloud-Umsatz den Telekom-Umsatz noch vor Ende des Jahrzehnts übertreffen.

Web3 und Blockchain-Technologie werden sich schneller durchsetzen: Blockchain und Web3 werden als "die nächste Ära des Internets" betrachtet. Bleibt abzuwarten, ob sich der Hype bewahrheitet. Mit Blockchain-as-a-Service (BaaS)-Lösungen, die auf Multi-Cloud-Infrastrukturen basieren, wird es aber für jeden einfacher, die Vorteile der Blockchain zu nutzen, ohne fundierte technische Kenntnisse zu benötigen.

Das Metaverse wird eine Menge neuer Marktteilnehmer hervorbringen: Ist endlich die Zeit gekommen, dass VR und AR Mainstream werden? Wird 2022 das Jahr für Meta? "Metaverse" ist derzeit in aller Munde und ist auf erhebliche Cloud-Unterstützung angewiesen, um wirklich durchzustarten. In der Zwischenzeit könnte Meta Schwierigkeiten haben, als Teamplayer aufzutreten, auch wenn Mark Zuckerberg bereits (widerwillig?) zugegeben hat, dass eine Plattform nicht über alle herrschen wird.

Apple wird auf dem AR-Markt mitmischen: Mit seiner Ankündigung neuer Technologien auf der WWDC und AR-kompatiblen Brillen, die Gerüchten zufolge 2022 auf den Markt kommen sollen, wird Apple die Nachfrage nach 5G und Telekommunikations-/Cloud-Infrastrukturen mit niedriger Latenz wesentlich steigern.

Europa wird auf dem Markt des Quantencomputings mitmischen: Europa ist hier seit 2019 bereits am Start und doch könnte es zu spät sein, hier mit den Tech-Größen Google und IBM zu konkurrieren. Impulse werden in Europa jedenfalls nicht von großen Tech-Unternehmen kommen, sondern von zahlreichen Forschungseinrichtungen und regionalen Startups. Das Rennen hat gerade erst begonnen.

Selbstfahrende Autos werden sich noch nicht durchsetzen: Klar, Tesla bemüht sich auf dem Gebiet, aber eine breitere Akzeptanz erfordert nicht nur eine umfassende innerstädtische, außerstädtische, zwischenstaatliche und grenzüberschreitende Infrastruktur, sondern auch Gesetze. Und einen Sinneswandel, der schwieriger erreichbar sein könnte als der Stahl für 5G-Türme. (Scaleway: ra)

eingetragen: 02.03.22
Newsletterlauf: 21.04.22

Scaleway: Kontakt und Steckbrief

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