Sensible Daten nicht an US-Konzerne übergeben


Die Europäische Cloud: Horst Seehofer ist auf dem Holzweg
Die Wahrscheinlichkeit, dass insbesondere Unternehmen, die erst in den letzten Jahren/Monaten auf US-Cloud-Dienste gewechselt haben und ihre kompletten Prozesse an Microsoft, Google, Dropbox, etc. angepasst haben, auf eine europäische Lösung wechseln, ist gering


Statement von Andrea Pfundmeier, CEO Boxcryptor, Secomba GmbH

Aufgrund von Sicherheitsbedenken gegenüber US-Konzernen will die Bundesregierung aktiv werden und eine sog. "Europa-Cloud" aufbauen. Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Innenminister Horst Seehofer treiben die Pläne voran. Dass man gegen US-Konzerne Sicherheitsbedenken haben sollte, ist in der IT-Branche seit jeher bekannt. Wir haben die Verschlüsselungssoftware "Boxcryptor" bereits vor acht Jahren in dem Bewusstsein entwickelt, dass man sensible Daten nicht einfach so US-Konzernen übergeben kann.

Das Hauptargument für eine Europäische Cloud ist, dass keine Daten in andere Länder abfließen sollen. Stattdessen sollen sie in Europa bleiben wo sie vermeintlich besser geschützt sind. Doch das ist zu kurz gedacht. In der Folge hätte statt einem US-Anbieter ein Europäischer Anbieter Zugriff auf die Daten und damit ist niemandem geholfen. Der Grund für Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist genau der, dass wirklich niemand - außer der Eigentümer selbst - Zugriff auf die Daten hat – egal wo sie gespeichert sind. Anders gesagt: Man sollte sensible Daten auch nicht unverschlüsselt in irgendeiner schwäbischen, bayrischen, deutschen oder europäischen Cloud ablegen.

US-Cloud-Speicherdienste sind seit Jahren etabliert. Bis man eine neue, massentaugliche Lösung hinbekommt, die tatsächlich eine ernstzunehmende Alternative zu den bestehenden Diensten wäre, würde es sicher Jahre dauern. Wahrscheinlicher ist, dass sich ein Szenario wie bei der "DE-Mail" wiederholt. Ganz sicher wird eine neue, europäische Cloud nur einen unverhältnismäßig geringen Teil der Nutzer und Nutzerinnen in Europa ansprechen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass insbesondere Unternehmen, die erst in den letzten Jahren/Monaten auf US-Cloud-Dienste gewechselt haben und ihre kompletten Prozesse an Microsoft, Google, Dropbox, etc. angepasst haben, auf eine europäische Lösung wechseln, ist gering. Seehofer und Altmaier stellen unserer Meinung nach unrealistische Forderungen an europäische Unternehmen.

Es gibt bereits Möglichkeiten, US-Dienste sicher zu nutzen: mit den entsprechenden Add-Ons zur Verschlüsselung – beispielsweise die Verschlüsselungssoftware Boxcryptor.

Die Regierung spart den Steuerzahlern viel Geld, wenn sie erst einmal prüft, was es denn bereits "Made in Germany" gibt, anstatt bei Null anzufangen und etwas Neues zu bauen.

Unsere Forderung:
Die Bundesregierung möge zunächst mit Fachleuten sprechen, die das entsprechende Know-how im Bereich Cloud und Cloud-Security haben. Wir stehen jederzeit für Gespräche zur Verfügung. Statt neuen Forderungen erwarten wir realistische Überlegungen: Die Wahrscheinlichkeit, eine europäische Cloud aufzubauen, die ernsthaft in Konkurrenz mit anderen Diensten treten kann (bezogen auf Nutzbarkeit, Angebotsumfang, Preis, Nutzerfreundlichkeit, Kompatibilität), geht gegen Null.
(Secomba: ra)

eingetragen: 10.08.19
Newsletterlauf: 03.09.19

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