Legitime Tools für weiterreichende Attacken


Bitdefender: 84 Prozent aller schwerwiegenden Cyberattacken verwenden Living-off-the-Land-Taktiken
Netsh.exe unter Cyberkriminellen am beliebtesten, gefolgt von powershell.exe und reg.exe


Eine Auswertung von 700.000 sicherheitsrelevanten Ereignissen aus den Telemetriedaten der "Bitdefender-GravityZone"-Plattform belegt, dass Angreifer für ihre tiefergehenden Attacken legitime Admin- und Entwickler-Tools nutzen. In 84 Prozent der analysierten Fälle der letzten 90 Tage nutzten sie Living-off-the-Land- (LOTL)-Binaries. Eine überprüfende Analyse von Daten der Managed-Detection-and-Response (MDR)-Dienste von Bitdefender bestätigt dieses Ergebnis: Hier setzten die Hacker in 85 Prozent der Fälle LOTL-Taktiken ein.

Die Ergebnisse zeigen, dass Cyberkriminelle kontinuierlich und weitverbreitet bekannte und legitime Tools für ihre weiterreichenden Attacken nutzen. Dabei sind sie mit den Werkzeugen genauso gut vertraut wie die IT-Administratoren. Tools wie etwa powershell.exe, wscript.exe und cscript.exe sind daher schon seit geraumer Zeit verdächtig. Überraschenderweise verwenden die Hacker aber am häufigsten netsh.exe, welches in mehr als einem Drittel der größeren Attacken zum Einsatz kam. So zeigt die Studie, wie eine Datenanalyse Trends aufzeigen kann, die ein menschlicher Beobachter zunächst instinktiv ignorieren würde.

Zu den beliebtesten Tools, die Hacker für ihre Angriffe missbrauchen, gehören:

>> netsh.exe:
Normalerweise nutzen Administratoren diese Kommandozeilen-Utility, um Netzwerkkonfigurationen – und damit Firewalls, Schnittstellen sowie das Routing – zu verwalten. Dass Hacker dieses Tool zum Ausspionieren von Firewall-Konfigurationen nutzen, ist im Nachhinein ein naheliegender Sachverhalt.

>> powershell.exe: Der Gebrauch des ausführbaren Kommandozeilen-Tools samt Skriptsprache eröffnet Eindringlingen zahlreiche Möglichkeiten. Sich mit PowerShell zu tarnen, ist zudem effektiv: Das Tool, das für manche den Ruf eines Schweizer Messers der IT hat, kommt in 96 Prozent der untersuchten Unternehmen legitim zum Einsatz. Dabei wird dieses Tool großflächiger verwendet, als vermutet. Erwartungsgemäß sollten vor allem Administratoren zu PowerShell greifen. Erstaunlicherweise konnte die Analyse aber auf 73 Prozent aller Endpunkte PowerShell-Aktivitäten nachweisen. Ein Grund: Nicht nur Administratoren nutzen PowerShell, sondern auch Applikationen von Drittanbietern. Powershell.exe verwenden im Asien-Pazifik-Raum nur 53.3 Prozent der Unternehmen, in der EMEA-Region dagegen 97,3 Prozent.

>> reg.exe: Damit können Hacker Registry-Einträge abfragen, ändern, hinzufügen oder entfernen. Eindringlinge nutzen reg.exe häufig, um sich einen persistenten Zugang zu Opfernetzen zu verschaffen. Reg.exe ist vor allem in der APAC-Region in vielen Unternehmen als legitimes Tool im Einsatz.

>> csc.exe: Dieser Microsoft C#-Compiler kompiliert C#-Quellcode in ausführbare .exe-Dateien oder in dynamische Programmbibliotheken (Dynamik Link Libraries – DLL).

>> rundll32.exe: Die System-Utility lädt aus DLL-Dateien exportierte Funktionen und führt sie aus. Sie wird oft für DLL-Sideloading-Attacken verwendet.

Die Tools sind bei Hackern wie Administratoren gleichermaßen beliebt. Ausnahmen wie die von den Angreifern gerne genutzten, aber von Administratoren seltener verwendeten Tools wie mshta.exe, pwsh.exe oder bitsadmin.exe bestätigen diese Regel. Hacker verwenden außerdem unter Entwicklern beliebte Tools, wie etwa csc.ex, msbuild.exe (Microsoft Build Engine) oder ngen.exe (.NET Native Image Generator). Eine Überwachung, die sich nur auf herkömmliche Systemadministrator-Werkzeuge fokussiert, kann den missbräuchlichen Einsatz dieser Tools übersehen. (Bitdefender: ra)

eingetragen: 26.06.25

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Meldungen: Security-Studien

  • Einsatz generativer KI-Tools

    OpenText hat die Ergebnisse ihrer vierten jährlichen Global Ransomware Survey veröffentlicht, inklusive länderspezifischer Erkenntnisse für Deutschland. Befragt wurden knapp 1.800 IT-Sicherheitsverantwortliche und Führungskräfte. Die Ergebnisse zeigen eine zunehmende Spannung zwischen wachsendem Vertrauen und steigenden Risiken: Das Vertrauen in die eigene Ransomware-Abwehr nimmt zu, gleichzeitig wachsen die Sorgen über KI-basierte Angriffe und Schwachstellen bei Drittanbietern.

  • Reaktion auf E-Mail-Bedrohungen

    Barracuda Networks hat eine neue Studie veröffentlicht, die zeigt, dass Unternehmen, die länger als neun Stunden benötigen, um auf eine E-Mail-Sicherheitsverletzung zu reagieren, zu 79 Prozent häufiger Opfer eines Ransomware-Angriffs werden. Der Email Security Breach Report 2025 zeigt zudem, dass die meisten der befragten Unternehmen (78 Prozent weltweit, 79 Prozent im DACH-Raum) in den vergangenen zwölf Monaten eine E-Mail-Sicherheitsverletzung erlebt haben. Der Report basiert auf den Ergebnissen einer internationalen Studie, die Barracuda in Zusammenarbeit mit Vanson Bourne durchgeführt hat. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 2.000 IT- und IT-Sicherheitsverantwortliche in Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum befragt.

  • KI bringt Dynamik ins Spielfeld

    Die Angriffe werden raffinierter, die Abwehr intelligenter: Laut der aktuellen IT-Sicherheitsumfrage des eco - Verbands der Internetwirtschaft e. V. schätzen für das Jahr 2025 88 Prozent der befragten IT-Sicherheitsfachleute die Bedrohungslage als hoch oder sehr hoch ein. Gleichzeitig reagieren Unternehmen zunehmend strategisch: Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend zum zentralen Werkzeug, um Angriffe frühzeitig zu erkennen und die eigene Widerstandskraft zu stärken.

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