Zukunft des Personalwesens
DSAG-Forderung erfolgreich: SAP schafft Klarheit im Personalwesen
Anwender bevorzugen On-Premise-Betriebsmodell
Viele Unternehmen stehen vor der Frage, wie sie ihre Prozesse im Personalwesen künftig abbilden sollen – On-Premise, in der Cloud oder als hybride Lösung. Die Aussage von SAP ist eindeutig: Die bisherige ERP-Lösung für das Personalwesen (SAP Human Capital Management – HCM) wird noch bis 2025 als On-Premise-Lösung verfügbar sein. Und für die Zeit danach hat SAP bis jetzt strategisch die Cloud Computing- bzw. Software-as-a-Service (SaaS)-Lösung SuccessFactors positioniert. Grund genug für die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), eine Umfrage zur SAP-Strategie im Personalwesen unter ihren Mitgliedern durchzuführen.
Ein Ergebnis: Viele Unternehmen wünschen sich mehr Klarheit von SAP. Diesem Wunsch ist der Softwarehersteller jetzt nachgekommen: Es wird eine neue On-Premise-Lösung für das Personalwesen geben, deren Wartung der Softwarehersteller bis 2030 zusichert. Die DSAG begrüßt diesen ersten Schritt, wird aber weiter kritisch beobachten, wie die neue Lösung im Sinne der Kundenbedürfnisse ausgestaltet wird.
"Es ist gut, dass SAP jetzt zumindest bis 2030 eine On-Premise-Lösung bietet und vielen unserer Mitgliedsunternehmen damit erst einmal Optionen ermöglicht", erläutert Jean-Claude Flury, DSAG-Vorstand Business Networks Integration. Er hat die DSAG-Forderung nach einer klaren Aussage von SAP zur Zukunft aller Module in der Personalwesen-Lösung HCM begleitet. Dieser Forderung nachkommend, wird SAP eine neue On-Premise-Lösung auf den Markt bringen, die ab 2023 zur Verfügung stehen soll. Details hat SAP in einem Statement (https://wp.me/p1k00L-xX4) veröffentlicht.
Die neue Lösung soll ausschließlich auf der HANA-Datenbank laufen. Für die Migration werden entsprechende Services und Tools zur Verfügung gestellt. Zudem wird es für die neue Lösung im Personalwesen eine eigene Wartungsstrategie geben, da sie unabhängig neben S/4HANA laufen wird. Bestandskunden sollen eine Lizenzkonvertierung nach den bestehenden S/4HANA-Konvertierungsregeln erhalten.
Untermauert wurde die DSAG-Forderung nach einer klaren Aussage für die Zukunft des Personalwesens durch die Ergebnisse einer Umfrage, die innerhalb des mehr als 3.000 Mitgliedspersonen umfassenden DSAG-Arbeitskreises Personalwesen durchgeführt wurde. Laut Umfrage (Mehrfachauswahl war möglich) haben etwa 97 Prozent der Befragten die Personalwesen-Lösung SAP HCM im Einsatz. Ein Viertel setzt SuccessFactors ein und 9 Prozent nutzt Concur für das Reisemanagement. Ersteres ist die Cloud Computing-Applikation, die SAP als zukünftige Heimat des IT-gestützten Personalwesens auserkoren hat.
Auf die Frage, welches Betriebsmodell für SAP-Software im Personalwesen ihr Unternehmen strategisch in den nächsten Jahren voraussichtlich realisiert, gaben 41 Prozent der Befragten an, dass sie ihr Betriebsmodell ausschließlich oder überwiegend On-Premise sehen. 42 Prozent der Befragten gaben an, eine hybride Lösung bestehend aus On-Premise und privater oder public Cloud zu bevorzugen, während zirka 7 Prozent eine Cloud-Only-Lösung in Erwägung ziehen. Mit der Zwischenlösung kommt SAP somit insbesondere den 41 Prozent der Befragten entgegen, die ihr Betriebsmodell strategisch vor allem On-Premise sehen.
Cloud-Lösung erfüllt funktionale Anforderungen noch nicht ausreichend
Die zögerliche Haltung der Umfrageteilnehmer gegenüber der von SAP präferierten Cloud-Lösung überrascht den DSAG-Arbeitskreis-Sprecher Personalwesen Hermann-Josef Haag nicht. Als Anwender weiß er selbst um die Herausforderungen und Hindernisse, denen die Umfrageteilnehmer bei der Umsetzung der SAP-Strategie gegenüber stehen (Mehrfachauswahl war möglich). "Wir haben gezielt danach gefragt und mehr als die Hälfte (54 Prozent) hält die funktionalen Anforderungen des Personalwesens in den neuen, Cloud-basierten Lösungen für noch nicht ausreichend erfüllt. Umso begrüßenswerter ist die von SAP jetzt angebotene Zwischenlösung", so Hermann-Josef Haag.
Etwa 26 Prozent der Befragten begründen ihre Zurückhaltung in Bezug auf die Cloud-Lösungen mit der Befürchtung, die Kontrolle über die Software zu verlieren – insbesondere über die individuellen Teile. Mit knapp 27 Prozent spielt auch die Unsicherheit bei der Einhaltung von Regulatorik, Compliance und Security eine signifikante Rolle. "Wo liegen die Daten? Wo gehen die Daten hin? Wie gehen wir mit Verträgen um? Wer zahlt, wenn das Rechenzentrum von SAP streikt und die Lösung nicht verfügbar ist? Hier gibt es große Fragezeichen, die den Anwendern eine Entscheidung für die neuen, Cloud-basierten Lösungen erschweren. Mit der neuen Lösung bekommen wir hier mehr Zeit zur Klärung", so der DSAG-Arbeitskreis-Sprecher.
Integrationsansatz vermisst
Weitere Hindernisse auf dem Weg zur SuccessFactors-Lösung sehen knapp 23 Prozent der Befragten beim Thema Lizenzen, knapp 21 Prozent fehlen Informationen hinsichtlich der Migration, zirka 13 Prozent der Befragten kritisieren zudem den fehlenden Einfluss auf Verfügbarkeit und Support der neuen Lösung. Und etwa 20 Prozent halten die Integrationsfähigkeit in andere Software-Module für nicht ausreichend. "Eine Umstellung auf SuccessFactors würde den Einsatz von Schnittstellen in die ERP-Lösung notwendig machen und das widerspricht dem bisherigen Integrationsansatz von SAP. Als Anwender-Gemeinschaft vermissen wir diesen in der Zukunftsstrategie von SAP", erklärt DSAG-Vorstandsmitglied Jean-Claude Flury.
Die DSAG begrüßt diesen ersten Schritt, wird aber kritisch beobachten, wie die neue Lösung im Hinblick auf die Kundenanforderungen konkretisiert wird. Dazu zählen u. a. ein geeignetes Lizenzmodell, benötigte Funktionalitäten, die Abdeckung gesetzlicher Anforderungen, die kontinuierliche Weiterentwicklung und die Integrationsfähigkeit. Diesbezüglich bleibt die DSAG im Gespräch mit SAP.
Die Ergebnisse der DSAG-Umfrage haben auch gezeigt, dass insbesondere beim Thema Lohn- und Gehaltsabrechnung (Payroll) erhöhter Handlungs- und Informationsbedarf besteht. "SAP arbeitet laut eigenen Aussagen zurzeit an einer komplett neuen Lösung für die Abrechnung, die durch Micro-Services verstärkt automatisiert ablaufen und beispielsweise auch Elemente des maschinellen Lernens enthalten. Hier wird sich noch herauskristallisieren müssen, wie diese Micro-Services konkret zusammenspielen sollen", hinterfragt Jean-Claude Flury die Vorgehensweise. Generell sei es jedoch erfreulich, dass SAP hier an einer langfristigen Lösung für die Anwender arbeite.
Austausch zwischen DSAG und SAP
Die DSAG und SAP befinden sich bereits seit einiger Zeit im Austausch zu diesen Themen, um von SAP eine Aussage mit einem Zeithorizont nach 2026 zu erhalten. "Es wird derzeit zwar gar keine Wartungsverlängerung der bestehenden ERP-HCM-Lösung nach 2025 geben, doch durch die Einführung des neuen On-Premise-Lösung erhalten unsere Mitglieder zumindest für die Zeit nach 2025 und bis 2030 erst einmal eine Alternative zu den reinen Cloud-Lösungen, die die Funktionalitäten des HCM abdecken soll", erläutert Jean-Claude Flury. Prinzipiell begrüßt die DSAG das Ergebnis, hält die drei Jahre jedoch für ambitioniert, die SAP ihren Kunden für die Migration gibt. Zudem seien wichtige Detailfragen noch zu klären. So müssen beispielsweise noch konkretere Informationen zum Pricing und eine tragfähige Aussage zu einzelnen Komponenten, beziehungsweise Modulen wie das Reisemanagement, getroffen werden. Die DSAG und die zuständigen Arbeitskreise werden mit der SAP im Dialog bleiben, um die bestmögliche neue Lösung für alle Kunden zu erreichen. (DSAG: ra)
eingetragen: 11.01.18
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