Rückzug aus dem Cloud Computing eine Illusion?


Cloud Computing: Ist der Wechsel in die Wolke erstmal vollzogen, gibt es dann überhaupt noch die Chance auf ein Zurück?
Was von Anfang an geklärt werden sollte: Können die Daten im Falle eines grundlegenden Strategiewechsels wieder zurückgeholt werden?


Von Rainer Zeitler, Vice President Enterprise Solutions Engineers EMEA, ASG Group

(10.01.12) - Der Branchenverband Bitkom prognostiziert, dass der Umsatz mit Cloud Computing bis 2015 in Deutschland auf 13 Milliarden Euro ansteigen wird. Nach anfänglicher Zurückhaltung gehen nun also auch hierzulande immer mehr Unternehmen in die Phase der Adaption über. Das neue Servicemodell ist auf der Agenda vieler IT-Verantwortlicher angekommen.

Doch eine Frage bleibt für viele Unternehmen unbeantwortet: Ist der Wechsel in die Wolke erstmal vollzogen, gibt es dann überhaupt noch die Chance auf ein Zurück? Skeptiker fürchten, dass sie ihre Daten in die Wolke auslagern und im Falle eines grundlegenden Strategiewechsels nicht mehr zurückholen können.

Alles nur übertriebenes Sicherheitsbedürfnis oder berechtigte Zweifel? Möchte ein Unternehmen in Zukunft seine Daten aus dem Wolken-Speicher extrahieren, sollte zunächst nach dem generellen "Warum" gefragt werden. Die global im Umlauf befindliche Datenmenge steigt rasant, IDC geht davon aus, dass 2020 voraussichtlich 35 Zettabyte auf den Speichermedien dieser Welt vorgehalten werden. 2009 waren es noch rund 800.000 Petabytes. Vor diesem Hintergrund scheint ein Rückzug aus der Cloud allein schon mit Blick auf infrastrukturelle Anforderungen kaum sinnvoll. Wer in die Cloud wechselt, möchte in der Regel Speicherkosten einsparen. Zieht er nach einigen Jahren seine Daten wieder heraus, kommen jedoch erneut hohe Ausgaben für Storage-Ressourcen auf ihn zu. Ein solches Unterfangen erinnert an einen Endanwender, der beschließt, die jahrelang auf einer 500 GB-Festplatte gesammelten Daten nun auf altbekannten 3,5-Zoll-Disketten abspeichern zu wollen – fast unmöglich und nur wenig zeitgemäß!

So wird in der Regel weniger der Ausstieg aus der Cloud, dafür aber ein Anbieterwechsel interessant, falls Kunden mit den gelieferten Leistungen unzufrieden sind. Die Möglichkeit des Wechsels sollte sich jedes Unternehmen offenhalten, wenn es sich nicht ewig binden will. Vielleicht erscheint zu einem späteren Zeitpunkt ein anderer Anbieter aufgrund des besseren Preismodells oder Leistungsangebots attraktiver? Vielleicht enttäuscht der aktuelle Provider mit technischen oder vertraglichen Problemen? Hierauf müssen sich Unternehmen rechtzeitig vorbereiten, um zu späterem Zeitpunkt flexibel agieren zu können.

Folgende Fragen sollten sich die Verantwortlichen daher stellen, noch bevor sie sich für einen konkreten Cloud Computing-Provider entscheiden:
>> Bietet er den nötigen Spielraum und räumt von Beginn an die Möglichkeit eines Wechsels ein?
>> Werden für den "Fall der Fälle" konkrete Informationen und Support zur Verfügung gestellt?
>> Existieren entsprechende White Paper und Best Practices, die bei einem Wechsel Unterstützung liefern?
>> Sind die notwendigen Schnittstellen vorhanden, um auf die beim Provider liegenden Daten zugreifen und den Export automatisiert durchführen zu können?
>> Und vor allem: Welche Dateiformate werden genutzt und kommen Standards zum Einsatz, die das Verschieben der Daten von einer in die andere Umgebung unterstützen?

Allein diese Liste kann eine erste Hilfestellung bieten, will man die Spreu vom Weizen trennen. Werden die Fragen zur eigenen Zufriedenheit beantwortet, zeigt dies, dass der Provider auch bei einem möglichen Wechsel Unterstützung leisten wird. Damit qualifiziert er sich als potentieller Geschäftspartner, während Unternehmen, die sich hier verschlossen und wenig kooperativ geben, nur wenige Kunden überzeugen werden. Denn das wichtigste Argument der Cloud Computing-Befürworter verspricht Flexibilität. Und diese sollte auch bei der Zusammenarbeit mit den Providern gegeben sein. (ASG: ra)

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