"Bring your own AI": Jeder nutzt, was er möchte


Viele KI-Tools sind Cloud-basiert und speichern Daten in Ländern, die nicht dem Datenschutzniveau der EU entsprechen
Sind offiziell keine KI-Tools beziehungsweise Regelungen zum Umgang damit vorgegeben, entsteht unter Umständen ein unkontrollierbarer Wildwuchs, der mit großen Risiken behaftet ist


Von Franz Kögl, Vorstand bei IntraFind in München, Spezialistin für Enterprise Search und KI

Weil es keine zentralen KI-Tools gibt, besorgen sich viele Mitarbeiter oder Abteilungen solche Werkzeuge einfach auf eigene Faust. Das führt zu einem unkontrollierbaren und ineffizienten Wildwuchs und setzt die Unternehmen großen Risiken aus. Deshalb sollten sie besser selbst die Initiative ergreifen und strategisch vorgehen.

Fragen beantworten, Texte übersetzen, Dokumente zusammenfassen, E-Mails formulieren, Präsentationen erzeugen: In vielen Unternehmen nutzen Mitarbeitende inzwischen auf eigene Faust generative KI-Tools. "Bring your own AI" heißt dieser Trend – und bringt Unternehmen gehörig in die Bredouille. Sind offiziell keine KI-Tools beziehungsweise Regelungen zum Umgang damit vorgegeben, entsteht unter Umständen ein unkontrollierbarer Wildwuchs, der mit großen Risiken behaftet ist.

Bei kostenfreien GenAI-Tools verwenden die Anbieter die Nutzereingaben oft, um damit ihre KI-Modelle zu trainieren. Dadurch können personenbezogene Daten und sensible Unternehmensinformationen an die Anbieter abfließen. Im schlimmsten Fall tauchen sie sogar in den Antworten anderer Nutzer oder des Wettbewerbs auf. Zudem sind viele Tools Cloud-basiert und speichern Daten in Ländern, die nicht dem Datenschutzniveau der EU entsprechen. Unternehmen drohen Verstöße gegen Gesetze wie die DSGVO und der Verlust von geistigem Eigentum, wenn die Mitarbeitenden hier nicht sensibilisiert sind, von der Beachtung der Konformität mit der KI-Verordnung ganz zu schweigen.

Außerdem hat nicht jeder Mitarbeitende die nötige technische Affinität, um sich selbst KI-Tools zu besorgen und sie richtig zu nutzen. Das kann zu einer Zweiklassengesellschaft im Unternehmen führen. Der Eintritt der Generation Z in die Betriebe verstärkt diesen Effekt noch zusätzlich. Die Angehörigen dieser Generation nutzen KI-Tools nativ und praktizieren das natürlich auch an ihrem Arbeitsplatz. Auf der einen Seite gibt es dann eventuell Mitarbeitende, die extrem produktiv und effizient sind – und auf der anderen Seite solche, die zurückbleiben und sich abgehängt fühlen.

Manchmal sind es auch nicht nur einzelne Mitarbeitende, die auf eigene Faust generative KI nutzen, sondern ganze Abteilungen. Nachdem sie festgestellt haben, dass vor allem generative KI mit organisationseigenen Daten einen großen Mehrwert bietet, beispielsweise durch Chatbots, starten sie ihre eigenen Projekte und bauen unabhängig voneinander ihre eigenen Lösungen. Dadurch kann es passieren, dass gerade in Großunternehmen mehrere ähnliche Projekte und Anwendungen entstehen und oftmals nicht ganz zu Ende gedacht sind. Kostenbewusst und effizient ist das nicht.

Die Eigeninitiative der Mitarbeitenden hat aber auch ihre gute Seite. Wenn sich die Kolleginnen und Kollegen mit generativer KI beschäftigen und sie ausprobieren, entwickeln sie Ideen für möglichst nutzbringende Anwendungen. Und wenn sie sich dabei untereinander austauschen, profitieren alle von den Unterschieden beim Vorwissen, bei der Technikaffinität und bei den gesammelten Erfahrungen. Auf diesem Know-how können die Unternehmen aufsetzen, um in Sachen generative KI die Initiative zu übernehmen und selbst geeignete KI-Tools, beispielsweise für das Wissensmanagement, zur Verfügung zu stellen.

An welcher Stelle können durch generative KI Abläufe optimiert werden? Von welchen Anwendungen können möglichst viele Mitarbeitende profitieren? Welche Use Cases sind besonders gut geeignet, um sie mit generativer KI zu unterstützen? Solche Fragen können Unternehmen mit den Abteilungen klären und dann entsprechende Tools beschaffen beziehungsweise eruieren, ob für häufig gewünschte Anwendungsfälle schon Werkzeuge vorhanden sind. Die zentrale IT kann die zu beschaffenden und bereits vorhandenen Tools auf Datenschutz und Sicherheit hin überprüfen und die Mitarbeitenden in ihre Nutzung einweisen.

Mitarbeitende wollen und brauchen KI-Tools, denn sie werden damit zweifellos produktiver. Deshalb sollten Unternehmen dieses Thema selbst in die Hand nehmen und dafür sorgen, dass diese Werkzeuge planvoll und koordiniert eingesetzt werden. Dadurch werden sie wettbewerbsfähiger, sparen Kosten, schützen ihre Daten und stellen sicher, dass alle Mitarbeitenden profitieren. (IntraFind: ra)

eingetragen: 11.12.24
Newsletterlauf: 25.02.25

IntraFind Software: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Meldungen: Kommentare und Meinungen

  • Lieber in der Private Cloud

    In wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird in vielen Unternehmen reflexartig der Rotstift angesetzt: Überall und ungefiltert wird gekürzt. Doch die Geschichte zeigt: Auf jedes Konjunkturtal folgt ein Aufschwung, erste Anzeichen sind bereits sichtbar. Deshalb ist es klüger, antizyklisch zu handeln - dort zu investieren, wo der größte Hebel für künftiges Wachstum liegt. Und der liegt in Innovationen, meint Bernhard Kretschmer, Managing Director und Vice President Services bei NTT Germany.

  • Die Zukunft der Cloud in Europa

    Die Nutzung der Hybrid-Cloud wird in Europa weiter stark zunehmen. Diese Entwicklung wird durch verschiedene Faktoren vorangetrieben. Erstens wächst der Cloud-Markt insgesamt stark, da immer mehr Unternehmen auf neue Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) setzen, die eine leistungsfähige und skalierbare Infrastruktur voraussetzen. Insbesondere in Branchen wie dem Gesundheitswesen und dem Finanzsektor, in denen große Datenmengen verarbeitet werden, steigt die Nachfrage nach leistungsstarken Cloud-Lösungen. KI-basierte Anwendungen wie Automatisierungslösungen oder maschinelles Lernen benötigen enorme Rechenkapazitäten, die nur in der Cloud bereitgestellt werden können.

  • Cloud-Lösungen für die öffentliche Verwaltung

    Eine zeitgemäße öffentliche Verwaltung lässt sich nur durch eine entschlossene digitale Transformation erreichen. Dabei ist digitale Souveränität keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Während Deutschland Milliarden in Verteidigung steckt, um geopolitisch unabhängiger zu werden, lassen wir uns gleichzeitig in einer digitalen Welt freiwillig an die Kette legen.

  • Goldgräberstimmung im KI-Sektor

    Die Goldgräberstimmung im KI-Sektor wird auch im kommenden Jahr anhalten und es ist zu erwarten, dass die Neuentwicklung von Applikationen vor allem durch Start-ups vorangetrieben wird. Da der Bedarf an Speicher- und Rechenkapazitäten von KI-Anwendungen vor allem im Entwicklungsstadium sehr hoch ist, wird der Markt eine große Nachfrage nach GPUs erleben.

  • "Bring your own AI": Jeder nutzt, was er möchte

    Weil es keine zentralen KI-Tools gibt, besorgen sich viele Mitarbeitende oder Abteilungen solche Werkzeuge einfach auf eigene Faust. Das führt zu einem unkontrollierbaren und ineffizienten Wildwuchs und setzt die Unternehmen großen Risiken aus. Deshalb sollten sie besser selbst die Initiative ergreifen und strategisch vorgehen.

  • Abhängigkeit von den USA vermeiden

    Der erneute Wahlsieg von Donald Trump in den USA hat nicht nur politische, sondern auch technologische Implikationen für Deutschland. Besonders drängt die Frage: Wie stark ist Deutschland noch auf US-amerikanische Tech-Giganten angewiesen? leitzcloud by vBoxx, ein DSGVO-konformer Cloud-Anbieter aus Deutschland, appelliert an die Politik, die Nutzung europäischer Alternativen zu fördern, um digitale Souveränität zu sichern.

  • Künstliche Intelligenz muss Chefsache sein

    Länder wie die USA und China gelten als Spitzenreiter in Sachen Künstliche Intelligenz. Und Deutschland? Hier wird KI oft lediglich als Prozessbeschleuniger oder Effizienzoptimierer betrachtet - und auch so eingesetzt.

  • Weg zur echten Cloud-Souveränität

    Europäische Unternehmen haben die Cloud als einen Gamechanger erkannt, für viele steht sie sogar im Mittelpunkt ihrer Strategie. In einer sich schnell wandelnden Geschäftswelt bietet die Cloud enorme Vorteile, insbesondere in Bezug auf Flexibilität und Reaktionsfähigkeit. Regulierte Branchen wie der Finanzsektor, das Gesundheitswesen oder der öffentliche Dienst müssen jedoch gleichzeitig komplexe Anforderungen in Bezug auf Datenkontrolle und rechtliche Rahmenbedingungen erfüllen.

  • Backups in der Cloud

    Egal wo sich geschäftskritische Daten und Workloads befinden - sie müssen entsprechend geschützt werden, um einen kontinuierlichen Betrieb sicherzustellen. Im Rahmen der gängigen 3-2-1-Backup-Regel, die von den meisten Unternehmen genutzt wird, werden immer mehr Backups in der Cloud gespeichert.

  • Vorteile der Multi-Cloud-Arbitrage nutzen

    Die im Januar 2024 in Kraft getretene EU-Datenverordnung, die den Wettbewerb fördern soll, indem sie Cloud-Kunden den Anbieterwechsel erleichtert, wirbelt den Markt für Cloud-Dienste kräftig durcheinander - zum Vorteil von Unternehmen, meint Jamil Ahmed, Director und Distinguished Engineer bei Solace. Offener Datentransfer zwischen den großen Cloud-Plattformen ist damit Wirklichkeit geworden.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen