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Public Cloud-Boom & Migration in die Cloud


Public Cloud-Anbieter mit Rechenzentren vor Ort haben die Nase vorn
Laut neuer ISG-Studie profitieren vor allem die großen Hyperscale-Anbieter wie AWS, Microsoft und Google von der COVID-19-Krise


Neben dem allgemeinen Trend zur Digitalisierung hat die aktuelle COVID-19-Pandemie das Geschäft der Public Cloud-Anbieter zusätzlich angefacht. Allerdings sind Public Cloud-Angebote kein Selbstläufer, da die Unternehmen in Deutschland eine Datenhaltung und -verarbeitung in Rechenzentren vor Ort erwarten. Dies meldet der neue "ISG Provider Lens Public Cloud – Solutions & Services Report Germany 2020" der Information Services Group (ISG).

Wegen dieses Public Cloud-Booms suchen Unternehmen ISG zufolge intensiv nach Partnern, die sie bei der Migration in die Cloud unterstützen. "Beim Wechsel in die Cloud sind grundlegende Fragen zu klären", sagt Heiko Henkes, Director & Prinicipal Analyst bei ISG. Es müsse zum Beispiel analysiert werden, welche Anwendungen sich für den Umzug in die Cloud eignen und wie sie sich am besten migrieren lassen.

"Bei dieser Migration kommen die Unternehmen ohne die Partneranbieter der Hyperscaler kaum aus – etwa, um alte Großrechner-Applikationen mit dem notwendigen Know-how und geeigneten Werkzeugen Cloud-fähig zu machen." Auch sei es in vielen Fällen nicht ratsam, die eigenen Anwendungen eins zu eins ("Lift & Shift") in die Cloud zu überführen. "Auf diese Weise verzögert man die Herbeiführung einer Lösung nur", so Henkes. "Cloud-Dienstleister können hier helfen, Unternehmenssysteme vor der Cloud-Migration erst einmal zu konsolidieren."

Zuletzt ist der von der ISG-Studie untersuchte Teilmarkt der "Hyperscale Infrastructure & Platform Services" vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie noch stärker gewachsen als zuvor schon. Dies betreffe sowohl Infrastructure-as-a-Service (IaaS) als auch Software-as-a-Service (SaaS). Dabei sei es den Kunden wichtig, Services aus nächster Nähe zu beziehen, denn neben regulatorischen Bestimmungen zum Ort der Datenhaltung spielten auch Latenz-Anforderungen eine Rolle. Zudem habe das jüngst erfolgte Ende des Datenschutzabkommens "Privacy Shield" zwischen der EU und den USA die Forderung des Marktes nach Vor-Ort-Rechenzentren noch einmal zusätzlich unterstrichen.

In Deutschland verfügen mittlerweile alle großen Cloud-Hyperscaler über eigene Rechenzentren, die sie entweder in Eigenregie oder über Colocation-Partner betreiben. Dies trifft laut Studie auch auf den von ISG sogenannten "Rising Star" des Marktsegments, IONOS cloud, zu. Dessen gesamte Infrastruktur befinde sich in Deutschland. Die einfache, vergleichsweise wenig komplexe Cloud-Plattform biete ein breites Leistungsspektrum, sei zugleich jedoch weitgehend selbsterklärend und arbeite nicht mit Langfristverträgen. Damit richte sich der Anbieter vor allem an mittelständische Unternehmen, die bei "Ionos cloud" alle Leistungen zudem durchgängig auf Deutsch erhalten.

Mit Blick auf die Zukunft geht ISG davon aus, dass im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung das Speichern und die Strukturierung großer Datenmengen immer wichtiger werden. "Auch die großen Hyperscaler werden langfristig nicht mehr nur auf die Verfügbarkeit großer Rechenzentren zählen können", sagt ISG-Analyst Henkes. "Sie entwickeln immer häufiger Technologien, um hybride Cloud-Lösungen zu ermöglichen und Kunden dabei zu unterstützen, lokale Appliances auf Basis von globalen Public Cloud-Standards zu betreiben. Dieser Trend hin zur ‚verteilten Cloud‘ lässt sich bei den Anbietern am Markt bereits beobachten."

Im Teilmarkt der "Hyperscale Infrastructure & Platform Services" untersuchte ISG insgesamt 19 Anbieter, wovon sich sechs als "Leader" positionieren konnten und einer als "Rising Star". Dies ist nach ISG-Definition ein Unternehmen mit "vielversprechendem Portfolio" und "hohem Zukunftspotenzial".

Im "Leader"-Quadranten des Marktsegments "Hyperscale Infrastructure & Platform Services" konnten sich sechs Anbieter positionieren, Bild: ISG


Der "ISG Provider Lens Public Cloud – Solutions & Services Report Germany 2020" bewertet die Leistungen von 101 Anbietern in acht Marktsegmenten (Quadranten): Neben "Hyperscale Infrastructure & Platform Services” sind dies "Consulting & Transformational Services (Großunternehmen)”, "Consulting & Transformational Services (Mittelstand)”, "Governance, Risk & Compliance Services”, "Managed Public Cloud Services (Großunternehmen)”, "Managed Public Cloud Services (Mittelstand)”, "Secure Enterprise Filesharing Services” und "SAP HANA Infrastructure Services”.

Consulting & Transformational Services
Beratungshäuser im Cloud-Umfeld stehen vor allem vor der Herausforderung, die mit der Cloud verbundene Transformation zum datenzentrischen Unternehmen zu begleiten und durch ein entsprechendes Change Management abzusichern. Bei der eigentlichen Cloud-Migration sind die Serviceanbieter laut ISG-Studie zudem beim Re-Engineering oftmals proprietärer oder monolithischer Altanwendungen gefragt. Begehrt seien dabei vor allem die rar gesäten Middleware- und Developer-Experten. Absolut im Trend liege auch das Aufbrechen von Mainframe-Applikationen beziehungsweise die Migration von SAP auf Amazon Web Services, Microsoft Azure oder Google Cloud Platform.

Governance, Risk & Compliance Services
Lange Zeit haben Datenschutzbedenken die Einführung von Cloud-Services im deutschen Markt gebremst. Dies hat sich laut ISG-Studie mittlerweile grundlegend geändert. Die ISG-Analysten beobachten zudem, dass gerade jene Service-Provider, welche die technische Implementierung durchführen, auch mit Beratungsleistungen rund um die technische Sicherstellung der Compliance für diese Cloud-Services beauftragt werden. Auditierungen und Zertifizierungen würden in den meisten Fällen in den Händen der großen Unternehmensberatungen liegen. Diese hätten gerade im Bereich der Risiko-Evaluierung, -Bewertung und -Minderung aufgerüstet. Neben umfangreichen Frameworks zur Regelkonformität hätten die Berater zudem mit automatisierten Tools und implementierter künstlicher Intelligenz nachgezogen.

Managed Public Cloud Services
Bei der Auslagerung von Public Cloud Services als Managed Services verfügen die führenden Anbieter der ISG-Studie zufolge in der Regel über Cloud-Management-Plattformen, um den Ansprüchen ihrer Kunden an Kostenoptimierung und Automation gerecht zu werden. Hyperscaler würden zudem dedizierten Managed Service Providern Akkreditierungen im Rahmen ihrer Partnerprogramme anbieten. Viele dieser Managed Service-Engagements würden auch Migrationen von Applikationen beinhalten, um diese initial zu optimieren beziehungsweise zu standardisieren.

Secure Enterprise Filesharing Services
In diesem von der ISG-Studie beschriebenen Spezialmarkt befinden sich Anbieter, die wichtige Dokumente und Prozesse statt auf lokalen Computern oder einem Intranet in geografisch verteilten Server-Clustern speichern. Die Daten werden zentral im Rechenzentrum des Cloud-Anbieters gespeichert und können von überall mit jedem Endgerät via Browser oder Login-Bildschirm abgerufen werden. Eine Reihe der Anbieter dieses Marktes kommt aus Deutschland. Sie garantieren, dass die hochsensiblen Daten hierzulande verarbeitet und gehostet werden und das Land nicht verlassen.

SAP HANA Infrastructure Services
SAP ermutigt ihre Kunden mittlerweile, ihre SAP-Anwendungen aus den eigenen Rechenzentren in die Public Cloud zu verlagern. Die darauf spezialisierten As-a-Service-Anbieter konnten sich laut ISG-Studie vor allem durch Analyseverarbeitung in Echtzeit, eine hohe Flexibilität in der Skalierbarkeit zu jeder Zeit, die Nutzung bestehender Anwendungen und die Auswahl aus einer Fülle von vorkonfektionierten Anwendungen profilieren. Der Markt vergrößere sich weiterhin fortlaufend, darunter zahlreiche Vor-Ort-Anbieter aus Deutschland, einem der größten SAP-Anwendermärkte weltweit.

Der ISG-Anbietervergleich nennt IBM und T-Systems in vier Marktsegmenten als "Leader" sowie CANCOM und Microsoft in jeweils drei Quadranten. Accenture, Arvato Systems, Atos, AWS, Capgemini, Deutsche Telekom, DXC Technology und Google werden in zwei Quadranten als "Leader" bewertet. All for One Group, Axians, Box, Brainloop, BTC, Citrix, Claranet, Computacenter, d.velop, Deloitte, doubleSlash, Dracoon, Dropbox, EY, KPMG, NTT Data, PlusServer, PwC, Rackspace Technology, Red Hat, Reply und Wipro werden in jeweils einem Marktsegment als "Leader" genannt. Zudem werden Claranet, Infosys, IONOS cloud, ownCloud und Rackspace Technology in jeweils einem Quadranten als "Rising Stars" bezeichnet – nach ISG-Definition Unternehmen mit "vielversprechendem Portfolio" und "hohem Zukunftspotenzial". (ISG: ra)

eingetragen: 15.02.21
Newsletterlauf: 15.04.21

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