Datenschutz und Cloud Computing
PwC-Studie: Zwei von drei Anbietern sehen in Sicherheitsfragen größte Herausforderung
Interne Kontrollsysteme spielen wichtige Rolle - Kostenvorteile locken Unternehmen
(03.11.10) - Der Datenschutz ist die größte Herausforderung für das "Rechnen in der Wolke". Das geben zwei Drittel der Anbieter von Cloud Computing-Lösungen in Deutschland in einer aktuellen Umfrage im Auftrag der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) an. Die Daten können in der Cloud innerhalb von Sekundenbruchteilen zwischen Rechenzentren überall auf dem Globus hin und her wandern. Außerdem steigt mit der Verlagerung von Daten aus geschlossenen Firmennetzen auf Server im Internet das Risiko externer Angriffe. Angesichts noch immer ungelöster Sicherheitsfragen besteht weiterhin ein erhebliches Risiko von Datenschutzpannen.
"Wer sensible Daten oder wichtige IT-Prozesse in die Cloud auslagert, muss in seinem eigenen Interesse die Sicherheitsvorkehrungen der Provider genau kennen und prüfen", sagt Markus Vehlow, PwC-Experte für Cloud Computing. "Sonst drohen finanzielle Schäden, die die Kostenersparnis, die Cloud Computing zweifellos bietet, bei weitem überschreiten können."
Für die Studie "Cloud Computing - Navigation in der Wolke" hat ein unabhängiges Marktforschungsinstitut im Auftrag von PwC mehr als 70 Prozent der Cloud Computing-Anbieter jeder Größe in Deutschland nach den Herausforderungen der Branche sowie den jeweiligen Lösungsstrategien befragt. Der Branchenverband Bitkom erwartet in Deutschland eine Steigerung der Umsätze mit Cloud Computing-Dienstleistungen von 1,1 Milliarden Euro in diesem und auf 8,8 Milliarden Euro in fünf Jahren.
Datensicherheit noch nicht gegeben
Fast alle Cloud Computing-Anbieter (96 Prozent) sehen die Sicherheit ihrer Angebote als den entscheidenden Faktor für die Zufriedenheit ihrer Kunden an. Die Provider nutzen deshalb unterschiedliche Instrumente, um ihren Kunden Informationssicherheit zu gewährleisten: Im Vordergrund steht bei 67 Prozent der Anbieter eine detaillierte Risikoanalyse, 65 Prozent setzen auf eine Zertifizierung der eigenen Informationssicherheit, 57 Prozent halten so genannte Security-Penetration-Tests (simulierte Hackerangriffe) für nötig, um Sicherheitslücken zu identifizieren. Rund die Hälfte nennt die Anpassung der Sicherheitskonzepte des Kunden und Nutzer-Audits in diesem Zusammenhang als wichtige Maßnahmen.
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Darüber hinaus ist Compliance, also die Einhaltung von Standards unternehmerischen Handelns, eine weitere zentrale Herausforderung für die Cloud-Anbieter. Zwar geben 84 Prozent an, ein Compliance-Management-System installiert zu haben. Gleichzeitig nennen allerdings sechs von zehn Anbietern die Implementierung eines internen Kontrollsystems als wichtige Herausforderung. Das legt nahe, dass das Compliance-Management noch nicht vollständig auf die besonderen Bedingungen von Cloud Computing angepasst ist. Entscheidend sind nach Ansicht der IT-Anbieter die Identifizierung der Compliance-Anforderungen der Kunden (82 Prozent), die Beachtung branchenspezifischer Erfordernisse (63 Prozent) und ein Compliance-Nachweis durch unabhängige Dritte (63 Prozent).
Globalisierung der Daten ist riskant
Nur gut jeder zweite Cloud Computing-Anbieter in Deutschland (55 Prozent) nutzt für seine Dienste Server in Deutschland. Lediglich 30 Prozent der befragten Anbieter speichern die Daten jedoch ausschließlich in Deutschland. Bei einem Viertel der Anbieter ist also nicht ausgeschlossen, dass die Daten Deutschland auch verlassen. Dabei ist der Standort der genutzten Server von großer Bedeutung. "Nach EU-Recht dürfen Unternehmen Daten aus dem Europäischen Wirtschaftsraums nur dann nach außen übermitteln, wenn bei den Empfängern ein entsprechendes Datenschutzniveau existiert", gibt Vehlow zu bedenken.
In den USA beispielsweise ist dies nur gegeben, wenn die jeweiligen Betreiber sich dem so genannten "Safe-Harbor-Regelwerk" des US-Handelsministeriums unterworfen haben. Bei 39 Prozent der Anbieter liegen die Daten auf Servern in den USA, bei 24 Prozent in anderen Ländern außerhalb der EU.
"Ein geschlossenes, abgeschottetes Firmen-Netzwerk ist in punkto Sicherheit kaum zu übertreffen. Wer aber geeignete Schutzmaßnahmen ergreift, der kann getrost zur IT aus der Steckdose greifen", kommentiert Vehlow. "Entscheidend ist dann allerdings, dass der Eigentümer der Daten in der Cloud nicht den Überblick über seine Daten verliert und geeignete Verschlüsselungstechnologien genutzt werden."
Kritischer Moment: Der Weg in die und aus der Cloud
Besonders riskant sind die Übertragung der Daten in die Cloud und noch mehr die Rückführung der Daten am Ende der Zusammenarbeit mit dem Anbieter aus der Cloud heraus. In beiden Fällen muss sichergestellt sein, dass bei der Migration keine Daten verändert werden oder verloren gehen. Auch nach der Kündigung müssen die zeitnahe Rückgabe und eine anschließende vollständige und unwiderrufliche Löschung der Daten in der Cloud gewährleistet sein.
Lediglich zwei Drittel der Anbieter geben an, ihre Kunden bei der Datenübernahme in die Cloud zu unterstützen. Und nur sechs von zehn Anbietern haben vertraglich geregelt, wie und zu welchem Zeitpunkt die Datenrückgabe aus der Cloud vonstatten geht. Knapp 20 Prozent erklären ausdrücklich, dass es dazu keine vertraglichen Regelungen gibt, während sich 23 Prozent zu diesem Punkt gar nicht äußern. "Wenn die Rückgabe der Daten nicht vertraglich geregelt ist, droht neben einer verspäteten Rückführung der Daten auch das Risiko einer anschließenden Datenschutzverletzung", warnt PwC-Experte Vehlow. (PwC: ra)
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