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Leitfaden "Barrierefreie Cloud"


Barrierefreiheit in der IT: Die Zukunft liegt in der Cloud
Cloud Computing-Anwendungen so zu programmieren, dass diese gut funktionieren, ist nicht extrem kompliziert


(16.07.14) - Das börsennotierte IT-Unternehmen Fabasoft unterstützt die EuroCloud bei ihrem Vorhaben, das Wissen, die Aufmerksamkeit und das Selbstverständnis für barrierefreies Arbeiten in der IT-Welt zu fördern. Im Rahmen des "EuroCloud Brunch" in Wien präsentierte Mario Batusic, Accessibility-Experte bei Fabasoft, seinen Leitfaden "Barrierefreie Cloud". Darin geht es um mehr als um ein Nischenthema. Der Abbau von Hürden im Netz kommt allen Nutzern zugute, da sich Anforderungen von Menschen mit Behinderungen im Internet häufig mit den Anforderungen von Smartphone-Nutzern überschneiden.

Barrierefreie Lösungen für 90 Millionen EU-Bürger
Rund 90 Millionen EU-Bürger leben mit einer Behinderung. Angesichts einer älter werdenden Bevölkerung ist die Tendenz steigend. Diese betroffenen Menschen – immerhin zwischen 15 und 25 Prozent der Gesamtbevölkerung – verlangen nach neuen Lösungen im Informations- und Kommunikationsbereich. Es ist an der Zeit, auch ihnen den Zugang zu Cloud Computing-Diensten zu vereinfachen. Dr. Tobias Höllwarth, Gründungsmitglied und Vorstand der EuroCloud.Austria und Boardmember der EuroCloud Europe, kritisiert: "Viele Internetseiten und somit auch Cloud-Anwendungen sind nicht barrierefrei gestaltet. Paradoxerweise können also gerade jene Menschen, die von den Möglichkeiten der Cloud besonders profitieren würden, das Medium nur unter Schwierigkeiten oder überhaupt nicht nutzen."

Die nötige Umsetzung ist teils einfach und entspricht häufig den generellen Optimierungserfordernissen für mobile Endgeräte. Ein Smartphone-Benutzer hat etwa nicht immer die Möglichkeit, auf dem kleinen Display eine gesamte Website zu erfassen. Dieselbe Herausforderung haben auch Menschen mit starker Sehbehinderung, die das Problem zum Beispiel mit einer Bildschirmlupe zu lösen versuchen. "Cloud Computing-Anwendungen so zu programmieren, dass diese gut funktionieren, ist nicht extrem kompliziert", weiß Höllwarth. "Dies sollte ein selbstverständlicher Teil des Anforderungskataloges sein."

Navigation ohne Maus
Das börsennotierte IT-Unternehmen Fabasoft macht sich für Barrierefreiheit innerhalb des Verbandes EuroCloud stark und wurde dafür 2013 mit den Awards EuroCloud.Austria und EuroCloud Europe ausgezeichnet. Nun verfasste Mario Batusic, Accessibility-Experte bei Fabasoft den auf Deutsch und Englisch erhältlichen Leitfaden "Barrierefreie Cloud". Neben einer Erklärung organisatorischer und technischer Maßnahmen hilft eine Auflistung wichtiger Standards bei der Umsetzung der Barrierefreiheit in der Cloud. Maßnahmen wie eine klare Strukturierung, Beschreibung semantischer Zusammenhänge oder der Einsatz größerer Schaltflächen bringen nicht nur Vorteile für Menschen mit Behinderungen, sondern haben zudem viele positive Auswirkungen auf alle Nutzer. Auch wird betont, dass die komplette Navigation und Funktionalität der Software bei Bedarf ausschließlich mit der Tastatur erreichbar sein sollte.

"Ich freue mich und bin sehr erleichtert, dass mein kleiner Beitrag rechtzeitig zur Juni-Veranstaltung der EuroCloud.Austria fertig wurde. Der Leitfaden ‚Barrierefreie Cloud‘ soll bei allen Cloud-Verantwortlichen das Bewusstsein und die Verantwortung für Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen stärken. Für 90 Millionen Europäer mit Behinderung bedeuten Barrieren in allgegenwärtigen Cloud-Diensten den Ausschluss aus der Arbeitswelt und aus dem Gesellschaftsleben. Da ich sicher bin, dass es sich bei den vorhandenen Barrieren nicht um absichtliche Stolpersteine und Diskriminierung, sondern nur um Defizite an Aufmerksamkeit und am speziellen Know-how handelt, hoffe ich mit diesem Dokument eine ausreichende Starthilfe zur Verfügung zu stellen", resümiert Mario Batusic.

Der Leitfaden "Barrierefreie Cloud" soll die Motivation fördern und das Know-how bei Entscheidern sowie Technikern der Cloud Computing-Anbieter und Cloud Computing-Anwender erhöhen. Neben der Sicherheit und anderen Grundeigenschaften muss Barrierefreiheit ein fester Bestandteil und ein fixes Markenzeichen der EuroCloud sein, sind sich die Initiatoren einig. An entsprechenden Zertifikaten im EU-Raum wird intensiv gearbeitet. Mit der Veröffentlichung des Standards EN 301 549, "Accessibility requirements for public procurement of ICT products and services in Europe" durch die Europäische Kommission im Februar 2014 wurde ein großer Schritt in diese Richtung gesetzt.

Der neue EU-Standard empfiehlt den Arbeitgebern auf Barrierefreiheit bei Beschaffungen im IKT-Bereich zu achten. "Ein wahrer Meilenstein", sagt Accessibility-Experte Mario Batusic. "Dadurch kann ein echter Schub für die Einrichtung barrierefreier Arbeitsbedingungen entstehen, von dem nicht nur die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren". Denn während die Barrierefreiheit von Desktop-Anwendungen im Großen und Ganzen schon in der Umsetzungsphase ist, besteht bei Web-Lösungen dringender Nachholbedarf: Spätestens in zehn bis 15 Jahren sollen sie die herkömmliche Software abgelöst haben. (Fabasoft: ra)

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