Übernahmereigen im Outsorcing-Bereich
Das Outsourcing-Geschäftsmodell als wesentlich stabiler als Consulting und Systemintegration (C&SI)
Allerdings können Outsourcing-Anbieter nur erfolgreich sein, wenn sie auch über ein starkes C&SI-Geschäft verfügen
(07.10.09) - Dell übernimmt Perot, Xerox kauft ACS – machen diese Übernahmen Sinn? Stehen wir am Anfang einer riesigen Konzentrationswelle in der IT-Branche? Wer kauft als nächstes wen? Nach Ansicht von Christophe Châlons, Chief Analyst bei Pierre Audoin Consultants (PAC), gibt es Ähnlichkeiten zwischen diesen beiden Übernahmen, die ihn auch an den Kauf von EDS durch HP vor einem Jahr erinnern: HP, Dell und Xerox stellen Hardware her, EDS, Perot und ACS sind in Texas ansässige "traditionelle" Anbieter von Outsourcing.
Während es EDS jedoch gelang, ein echter Global Player zu werden, konnten sowohl ACS als auch Perot keine größeren Umsätze im Ausland erzielen. 2008 entfielen 90 Prozent der Umsätze von ACS und 87 Prozent der Erlöse von Perot auf den US-amerikanischen Heimatmarkt. EDS konnte einen ausgewogenen Kundenstamm aufbauen (in den Bereichen Fertigungsindustrie, Finanzbranche, Öffentlicher Sektor, Telekommunikation und Transport), ACS und Perot dagegen generieren nach Einschätzung von PAC etwa 60 Prozent ihrer Umsätze mit dem Öffentlichen Sektor.
EDS hat viel Zeit und Geld investiert, um seit dem Platzen der Dotcom-Blase sein Geschäfts- und Delivery-Modell neu zu definieren. Im Gegensatz dazu ist Christophe Châlons der Ansicht, dass sowohl ACS als auch Perot mehr oder weniger an ihrem alten Modell festgehalten haben (Processing Services / BPO bei ACS, große Outsourcing-Projekte und Systemintegrationsprojekte bei Perot).
Nicht zuletzt verfügte Hewlett-Packard (HP) bereits über ein breites Angebot an Hardware und Dienstleistungen, während Dell und Xerox stark auf bestimmte Segmente konzentriert sind. Und PAC sieht bei beiden Übernahmen eine enorme Kluft zwischen den Portfolios, die es für die Käufer schwierig machen könnte, die übernommenen Unternehmen zu integrieren und sinnvolle Synergieeffekte zu erzielen. "Denn wie zahlreiche Firmenkäufe in der Vergangenheit gezeigt haben, kann 1+1 2 oder mehr ergeben – aber auch nur 1!", so Christophe Châlons. Darüber hinaus erscheint die Bewertung beider Unternehmen relativ hoch – insbesondere in Krisenzeiten: etwas mehr als ein Jahresumsatz für ACS und sogar deutlich mehr für Perot.
Welche Lektionen lernen wir also aus diesen Mega-Deals? Zum einen gilt das Outsourcing-Geschäftsmodell als wesentlich stabiler als Consulting und Systemintegration (C&SI). Allerdings erfordert es auch enorme Skaleneffekte und Investitionen sowie kontinuierliche Verbesserungen. Darüber hinaus können Outsourcing-Anbieter nur erfolgreich sein, wenn sie auch über ein starkes C&SI-Geschäft verfügen. Zum anderen geht PAC davon aus, dass weitere rein US-amerikanische Firmen übernommen werden – so wie zahlreiche europäische Akteure in den letzten Jahrzehnten von Global Players aufgekauft wurden. Außerdem sind die Hardware-Hersteller fest entschlossen, ihr Standbein im Services-Geschäft aus- oder neu aufzubauen – nicht zuletzt angesichts neuer Delivery-Modelle (Stichwort "Cloud"), die wahrscheinlich zu einer Umgestaltung der IT-Wertschöpfungskette führen werden. Schließlich ist es ein gutes Zeichen für den Markt, dass große kapitalkräftige Unternehmen jetzt kaufen. Das deutet darauf hin, dass sie von einer baldigen Konjunkturerholung ausgehen!
Wer übernimmt also als nächstes wen? Auf Käuferseite sieht PAC zahlreiche große Unternehmen, unter anderem Software-Anbieter (Microsoft, Oracle und SAP), "Generalisten" (z.B. HP oder IBM), IT-Dienstleister (z.B. Accenture, Capgemini, CSC oder T-Systems), japanische Firmen (z.B. Fujitsu, Hitachi, NEC oder NTT) sowie indische Anbieter (HCL, Infosys, Tata und Wipro). Potenzielle Übernahmeziele sind für PAC in erster Linie stark spezialisierte Unternehmen (besonders im Software-Bereich) sowie große Anbieter mit begrenzter internationaler Präsenz (vor allem im Services-Geschäft). (PAC: ra)
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