Von der Holzklasse bis zur Masterclass
Tier-Klassifizierungen: Wie erkenne ich die Qualität eines Rechenzentrums?
Verfügbarkeitsanspruch und Redundanz sind Unterscheidungskriterien für die Tier-Kategorien 1 bis 4
(08.02.11) - Beim Cloud Computing steht das Rechenzentrum im Mittelpunkt. Doch längst nicht jedes Datacenter besitzt die gleichen Qualitäten. Der sogenannte Tier-Standard gibt darüber Auskunft. Doch was bedeutet das eigentlich?
Rechenzentren variieren in vielerlei Hinsicht: Die Unterschiede betreffen die Systemtechnik, Energieeffizienz, Datensicherheit oder auch die verwaltungstechnische Organisation. Für den Nutzer ist besonders die Verfügbarkeit bzw. Ausfallsicherheit seines Rechenzentrums wichtig – Anwender erwarten zuverlässiges Arbeiten rund um die Uhr. Das gilt umso mehr, wenn der Applikationsbetrieb in die Cloud ausgelagert wird. Die Managed-Services-Anbieterin BCC besitzt ein Rechenzentrum auf höchst möglichem Level Tier 4 und erklärt die Unterschiede dieser Klassifikation.
Maßstab für Ausfallsicherheit
Mindestverfügbarkeiten garantiert heute jedes Service Level Agreement (SLA). Dahinter verbirgt sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein System bezogen auf einen festgelegten Zeitraum funktionstüchtig ist – zum Beispiel zu 99,9 Prozent. Wie aber erhält der Nutzer Angaben zur Ausfallsicherheit des gewählten Systems? Dazu hat das US-amerikanische Uptime Institute in der TIA-942 (Telecommunications Infrastructure Standard for Data Centers) eine vierstufige Tier-Klassifizierung vorgenommen, wobei Tier hier für Rang oder Schicht steht. Verfügbarkeitsanspruch und Redundanz sind die Unterscheidungskriterien für die Tier-Kategorien 1 bis 4. Zur Einteilung betrachtet das Tier-Konzept neben der Anzahl der Vorsorgungswege und der Möglichkeit zur Wartung im laufenden Betrieb auch Single Point of Failure (SPOFs), Fehler in Systemkomponenten oder -pfaden, die zum Ausfall des Gesamtbetriebs führen. Darüber hinaus zieht das Konzept die Fehlertoleranz, die Anzahl von Brandabschnitten und die erforderliche Entwärmungsleistung zur Beurteilung heran.
Tier 1 – die Holzklasse
Für Rechenzentren im Level Tier 1 ist keine Redundanz gefordert, es besteht nur ein einziger Versorgungsweg für Energie und Kälteverteilung. Das System ist daher nicht fehlertolerant und auch eine Wartung im Betrieb ist unmöglich. Tier 1 fordert die geringste Entwärmungsleistung von 220-320 W/m2. Aus der Beobachtung entsprechender Rechenzentren ergibt sich eine jährliche Ausfallzeit von 28,8 Stunden, was einer 99,67-prozentigen Verfügbarkeit entspricht.
Tier 2 – einfache Redundanz im RZ
Die zweite Stufe in der Tier-Klassifizierung unterscheidet sich im Wesentlichen dadurch, dass redundante Komponenten verwendet werden und eine Entwärmungsleistung von 430-540 W/m2 nötig ist. Bei Tier-2-Rechenzentren ist mit 99,75 Prozent Verfügbarkeit entsprechend 22 Stunden Ausfallzeit pro Jahr zu rechnen.
Tier 3 – Fehlertoleranz möglich
Tier-3-Rechenzentren verwenden redundante Komponenten, der Server ist zweifach vorhanden sowie mehrfache, aktive und passive, Versorgungswege. Das System wird dadurch fehlertolerant und eine Wartung ist auch während des Betriebs möglich. Single Point of Failure kommen auch in Tier-3-Rechenzentren vor. Die Entwärmungsleistung liegt bei 1.070-1.620 W/m2. Tier-3-Rechenzentren erhöhen ihre Ausfallsicherheit zudem durch mehrere Brandabschnitte. Insgesamt erreicht ein Rechenzentrum in Stufe 3 bei einer Ausfallzeit von 1,6 Stunden jährlich eine Verfügbarkeit von 99,98 Prozent.
Tier 4 – die Masterclass
Rechenzentren mit Tier-4-Level gehen noch einen Schritt weiter: Durch die komplette Redundanz mit doppelten Versorgungswegen sind SPOFs nahezu ausgeschlossen. Die Entwärmungsleistung liegt dabei über 1.620 W/m2. Mit Tier 4 erhält der Anwender ein äußerst fehlertolerantes System. Bei nur 0,8 Stunden durchschnittlicher jährlicher Ausfallzeit können die Anwender eine Verfügbarkeit von 99,991 Prozent erwarten.
(BCC Business Communication Company: ra)
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