IoT-Lösungen immer komplexer
COVID-19 bremst viele "Internet of Things"-Projekte aus
Laut neuer ISG-Studie positionieren sich zugleich einige Industriefertiger als IoT-Dienstleister
Die COVID-19-Krise verlangsamt aktuelle "Internet of Things"-(IoT-)Projekte nicht nur. Manche kommen sogar ganz zum Stillstand. Grund dafür sind nicht nur Lieferverzögerungen bei den benötigten Geräten. Auch haben die meisten Unternehmen IT-bezogene Projekte abgesagt, die keine direkt messbaren Auswirkungen auf ihre Einnahmequellen haben. Dies meldet der neue "ISG Provider Lens IoT – Services & Platforms Report Germany 2020" der Information Services Group (ISG). ISG ist ein führendes, globales Marktforschungs- und Beratungsunternehmen im Technologie-Segment. Inwieweit COVID-19 den IoT-Markt im laufenden Jahr 2020 insgesamt verändern wird, ist der Studie zufolge bislang noch schwer vorhersehbar.
"Derzeit erhalten IoT-Serviceanbieter bestimmte Geräte nicht oder es treten Lieferverzögerungen auf, etwa aus China", sagt Christian Decker, Partner und Leiter Smart Manufacturing EMEA bei ISG. "Zwar hat China die Produktion von IoT-Geräten wieder fast komplett hochgefahren, aber viele Lieferketten sind weiterhin unterbrochen." Hinzu komme, dass IoT-Projekte in der Regel vor Ort und in der tatsächlichen Produktionsumgebung geplant und durchgeführt werden müssen. "Wenn dann internationale Anbieter oder Partner nicht einreisen dürfen, etwa aus den USA, bremst dies IoT-Projekte weiter aus", so Decker weiter. "Die Engpässe beim Warentransport werden zusätzlich verschärft, weil mittlerweile viel Luftfracht über den Passagierverkehr transportiert wird. Dieser ist aber weiter massiv eingeschränkt."
Mittel- und langfristig wächst der IoT-Dienstleistungsmarkt jedoch sehr dynamisch, so der ISG-Anbietervergleich. Dies führe dazu, dass weiterhin viele neue Provider den Markt betreten, unter ihnen auch einige Unternehmen der Fertigungsindustrie. "Ursprünglich haben diese Industrieunternehmen zunächst nur IoT-Einzellösungen für den eigenen Bedarf oder den einzelner Kunden entwickelt, dann aber schnell einen allgemeinen Marktbedarf festgestellt", sagt Christian Decker. "Das Ergebnis sind IoT-Tochtergesellschaften von Produktionsunternehmen, die sich durch ein besonders tiefes Branchen-Know-how auszeichnen." Die klassischen IT-Anbieter im IoT-Servicemarkt hingegen hätten ihre Stärken vor allem bei der Integration der IoT-Lösungen in die IT-Systeme und Geschäftsprozesse. "Es gibt sehr viel Bewegung am Markt, etwa durch neue Anbieter oder durch Übernahmen", so Decker. Herausforderungen bestünden weiterhin darin, IT und OT (Operation Technology) mit Blick auf ihre Schnittstellen und die Steuerung der zuvor getrennt voneinander betriebenen Systeme zu harmonisieren.
IoT-Lösungen sind laut ISG-Studie zuletzt immer komplexer geworden. Das gelte insbesondere für die vorausschauende Wartung ("Predictive Maintenance") sowie das Energie- und Ressourcenmanagement. Sie würden zunehmend erweiterte Funktionen der Datenanalyse erfordern, um die Produktivität zu steigern, Ressourcen und Prozesse zu optimieren sowie die Betriebskosten zu senken. Hinzu kommen laut ISG gestiegene Sicherheits- und Schutzanforderungen für IoT-Lösungen, zumal diese immer mehr mit den Geschäftsprozessen, der Produktentwicklung sowie mit dem Betrieb von Fabriken und Gebäuden verbunden sind.
Besonders dynamisch präsentiert sich dem ISG-Anbietervergleich zufolge der Markt für IoT-Services und -Plattformen in der Fertigungsindustrie. Er weist derzeit besonders hohe Wachstumsraten auf. Entsprechend bewegen sich dort Provider unterschiedlichster Art – vom klassischen IT-Dienstleister bis zu Tochtergesellschaften großer Industrieunternehmen. Auf dem Vormarsch im IoT-Services-Markt für Manufacturing seien zum einen Predictive Maintenance-Lösungen und zum anderen das Thema Geschäftsprozessmanagement. Hier werden immer mehr Produktionsdaten aufbereitet, um Geschäftsprozesse zu managen und zu optimieren. Dabei spiele die Unterstützung durch künstliche Intelligenz (KI) sowie Data Science-Kompetenzen und -Lösungen eine ebenfalls immer wichtigere Rolle. ISG nennt zum Beispiel "AI on Edge", bei dem eine KI im oder in der Nähe eines Gerätes dafür sorgt, dass die jeweils relevanten Daten so gefiltert werden, dass sich damit Geschäftsprozesse optimieren lassen.
Der "ISG Provider Lens IoT – Services and Platforms Report Germany 2020" bewertet die Fähigkeiten von 41 Anbietern in sechs Marktsegmenten: Neben "Manufacturing" sind dies "Consulting & Integration", "Managed Services", "Connected Vehicles", "Smart Buildings" und "IoT Platforms".
Consulting & Integration
Die Kunden im IoT-Beratungsmarkt wissen, dass IoT einen direkten Einfluss auf ihre Geschäftsprozesse hat, und fordern deshalb strategische Ansätze in den frühen Planungsphasen von IoT-Projekten, so die ISG-Studie. Mehr und mehr gehe es nicht mehr nur um die Wartung und das Controlling von Geräten, Maschinen und Gebäuden. Vielmehr liege der Fokus nun auch darauf, Geschäftsprozesse zu optimieren und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.
Managed Services
Die Gesamtbetriebskosten sind laut ISG-Studie inzwischen ein Schwerpunktthema für IoT-Kunden. Die Anbieter würden entsprechend darauf reagieren und ihr Angebot an Managed IoT-Services erweitern. Diese umfassten oft auch Analytik und künstliche Intelligenz auf Basis flexibler As-a-Service-Modelle.
Connected Vehicles
ISG verzeichnet IoT-Angebote für vernetzte Fahrzeuge nicht mehr nur in der Automobilbranche, sondern auch in angrenzenden Branchen wie Versicherungen, Logistik und Mobilitätsdiensten. Die dortigen Kunden würden vor allem Services für Geschäftsprozessmanagement und -optimierung sowie für die Händlerintegration und -schulung erwarten. Auch 5G-Konnektivität und Datenanalytik spielten bei vernetzten Fahrzeugen eine immer größere Rolle.
Smart Buildings
Der Funktionsumfang von IoT-Lösungen für intelligente Gebäude wächst dem ISG-Anbietervergleich zufolge rasch. Er umfasse inzwischen nicht mehr nur die reine Gebäudeverwaltung und -wartung. Auch die Energieoptimierung sowie Arbeitsplätze, Arbeitsprozesse und das Wohl der Mitarbeiter würden unterstützt. Des Weiteren nehme die Integration in Smart-City-Funktionalitäten zu.
IoT Platforms
Die Anbieter von IoT-Plattformen erweitern ihre Lösungen sukzessive um zusätzliche Funktionalitäten. Diese umfassen laut ISG-Studie nicht mehr nur Grundfunktionalitäten für Daten und Analytik. Vielmehr seien auch KI-Komponenten auf dem Vormarsch, insbesondere für Edge-Funktionalitäten, die den Umfang des Netzwerkverkehrs reduzieren. Noch keine große Rolle hingegen spielten Technologien wie Blockchain zur Absicherung der Datenflüsse und der Sensorverlässlichkeit.
Der ISG-Anbietervergleich führt Capgemini und Deutsche Telekom (TSI) in allen sechs sowie Bosch.IO, IBM und Siemens in fünf Marktsegmenten als "Leader" auf. Accenture, Atos und Cognizant werden in vier sowie Device Insight and HCL in jeweils zwei Segmenten als "Leader" genannt. AWS, DXC Technology, Microsoft, PTC, Software AG und Vodafone sind "Leader" in jeweils einem Marktsegment. (ISG: ra)
eingetragen: 23.10.20
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