Neun Fragen vor dem Start in die ERP-Cloud
Ein Dienstleister sollte verschiedene Cloud-Modelle zur Verfügung stellen, so dass mehr als ein Entweder-oder von Cloud und on-premise möglich ist
Ein ERP-System muss individualisierbar sein, auch wenn die Lösung aus der Cloud bezogen wird
Wie eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens Techconsult zeigt, nimmt das Interesse im deutschen Mittelstand an ERP-Lösungen aus der Cloud weiter zu. 2016 sind demnach bereits rund ein Fünftel der Lizenzausgaben für ERP Planning in Cloud Computing-Anwendungen geflossen. Voraussichtlich wird das Volumen von "ERP as a Service" bis Ende 2017 um 22 Prozent zunehmen.
Kein Wunder, denn es gibt zahlreiche Vorteile: Transparente Kosten, flexible Skalierbarkeit und ein hohes Maß an Sicherheit sind nur einige Beispiele. Gerade Unternehmen, die mit ihren IT-Ressourcen an Grenzen stoßen, profitieren von der Cloud.
Doch für den erfolgreichen Start in die ERP-Cloud sind einige Punkte zu beachten. Der Full-Service-Provider proAlpha fasst sie in einer Übersicht zusammen:
1. Lässt sich das ERP-System in der Cloud individuell anpassen?
Ein ERP-System muss individualisierbar sein, auch wenn die Lösung aus der Cloud bezogen wird. Denn nur dann werden die Geschäftsprozesse im Unternehmen adäquat abgebildet. Dies schließt mit ein, dass bereits vorhandene betriebsspezifische Erweiterungen am ERP-Standardsystem bei einem Umzug problemlos mit in die Cloud übernommen werden können.
2. Werden unterschiedliche Cloud Computing-Modelle angeboten?
Der Dienstleister sollte verschiedene Cloud-Modelle zur Verfügung stellen, so dass mehr als ein Entweder-oder von Cloud und on-premise möglich ist. Denn nicht immer ist es sinnvoll, gleich das komplette ERP-System aus der Cloud zu beziehen. Soll beispielsweise kurzfristig eine neue Produktionsstätte im Ausland angebunden werden, kann eine Mischform aus On-Premise und in der Cloud betriebenem ERP das Modell der Wahl sein.
3. Ist die Verfügbarkeit des ERP-Systems gewährleistet?
Die Verfügbarkeit von Daten und Services muss garantiert sein. Dabei geht es zum einen um die hohe Performance der Anwendungen, die durch entsprechend dimensionierte Hochleistungs-Server, Speicher und Datenleitungen gewährleistet werden muss; zum anderen spielt auch die Ausfallsicherheit eine wichtige Rolle. Redundant ausgelegte Rechenzentren mit Fail-Over oder Notfallstromversorgung sind dabei nur einige der Punkte, die vor dem Start in die Cloud beim Dienstleister abzufragen sind.
4. Ist ausreichender Schutz vor Hackerangriffen, Viren und Spionage vorhanden?
Viele mittelständische Unternehmen fühlen sich zunehmend überfordert, wenn sie sich mit immer höherem Aufwand vor IT-Sicherheitsbedrohungen, wie Hackerangriffen, Viren oder Spionage, schützen müssen.
5. Ist die Einhaltung der Datenschutzbestimmungen gewährleistet?
Beim Datenschutz geht es um den Schutz von personenbezogenen Daten aller Art, ob von eigenen Mitarbeitern oder Dritten, während der Datenspeicherung und -verarbeitung. Bis zum Jahr 2018 muss in allen Mitgliedsländern die neue EU-Datenschutzgrundverordnung komplett umgesetzt werden. Sie verschärft die gesetzlichen Auflagen weiter und zieht bei Nichtbeachtung empfindliche Strafen nach sich.
6. Stellen klare Support-Vereinbarungen den reibungslosen Betrieb sicher?
Eine ganzheitliche Cloud Computing-Lösung umfasst den Betrieb der ERP-Anwendung, die Anbindung der Arbeitsplätze über das Netzwerk und den First- und Second-Level-Support für die Mitarbeiter über deutschsprachige Ansprechpartner auf Augenhöhe. Alle diese Leistungen sollte der Cloud-Anbieter im Idealfall selbst anbieten und über detaillierte Service Level Agreements mit dem Kunden vereinbaren. So hat der Kunde nur einen Hauptansprechpartner und erhält alles aus einer Hand.
7. Werden die Liquiditätsvorteile einer Cloud-Lösung voll genutzt?
Beim ERP-System aus der Cloud verteilen sich die Kosten auf den Nutzungszeitraum. Es gibt also keine hohen Anfangsinvestitionen in Lizenzen und Hardware. Das schafft einen Liquiditätsvorteil.
8. Bietet der Cloud-Provider einen Anschluss an die schnelle Datenautobahn?
Erst kürzlich hat eine OECD-Studie festgestellt, dass Deutschland "auffällig ungleich" mit schnellem Internet versorgt ist. Vor allem abseits der großen Ballungsgebiete, wo viele "Hidden Champions" des industriellen Mittelstands ihren Sitz haben, existieren häufig keine Anschlüsse an die schnelle Datenautobahn. Doch ohne schnelle Datenverbindung gibt es keine hohe Performance von ERP-Cloud-Lösungen und an eine dynamische Skalierbarkeit ist nicht zu denken.
9. Lassen sich auch andere Business-Anwendungen in die Cloud überführen?
Sind neben dem ERP-System auch HR-Anwendungen, Office-Applikationen oder Standardlösungen von anderen Anbietern im Einsatz? Dann ist zu überlegen, ob diese Software nicht auch mit in die Cloud wechseln sollte. Optimal ist ein Dienstleister, der – neben dem ERP – auch das Hosting weiterer Anwendungen in der Cloud anbietet. Denn dadurch können Mittelständler ihre internen IT-Ressourcen zielgerichteter einsetzen, sich ganz auf die Weiterentwicklung ihres Geschäfts konzentrieren und Zeitgewinne realisieren. (proAlpha: ra)
eingetragen: 25.02.17
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